Die Ursprünge des Bauchtanzes liegen wahrscheinlich in Fruchtbarkeits- und Geburtstänzen, die es in unterschiedlichen Ausprägungen in vielen Ländern der Erde gab. Beispiele dafür sind Afrika und Indien, aber auch das alte Ägypten, welches uns viele Abbildungen von Szenen mit Tänzerinnen erhalten hat. Es gab Tanz zur Unterhaltung auf Festen der Reichen als auch sakralen Tanz zu Ehren der Götter und Göttinnen.

Der sakrale Tanz für Mutter Erde

Bevor das Christentum begonnen hat sich durchzusetzen, glaubten die Menschen an eine Reihe von Göttern und Göttinnen, statt an einen männlichen Gott. Eine der wichtigsten Göttinnen war "Ma", aus der sich auch das Wort "Mama" bei den Kulturen, die an diese Göttin glaubten, abgeleitet hat.

Die Fruchtbarkeit der Frau wurde verehrt und angebetet, denn man wußte damals auch noch nichts von der Rolle des Mannes bei der Zeugung. Die Indianer beispielsweise dachten, daß die Seele des Kindes aus der "Mutter" Erde in die Frau schlüpfen würde.
Die Menschen erfanden dann eine Art Fruchtbarkeitstanz, den hauptsächlich die Frauen tanzten, um die Göttinnen anzubeten.

Dieser Tanz bestand aus dem Imitieren des heiligen Geschlechtsaktes in Form von Beckenrotiation und anderen erotischen Bewegungen. Auch europäische Kulturen, wie die alten Griechen hatten einen Tanz, der aus dem symbolischen Beckenkreisen und "Hüftzittern" bestand.
Als die Menschen die Rolle des Mannes bei der Zeugung erkannten, änderte sich auch der Glaube. Es entstanden neue Religionen, wie das Christentum und der Islam. Nach und nach versuchten die neuen "männlichen" Religionen den Glauben an die Göttinnen und die damit verbundene Verehrung des Weiblichen auszulöschen. Tänze dieser Art wurden verboten und die Frau nur noch als "Gefäß" für den männlichen Samen gebraucht, denn der Mann sah sich nun als verantwortlich für die Schöpfung.

Doch einige Kulturen ließen sich ihre Religion jedoch nicht so einfach nehmen. So übernahmen die Christen einfach einige heidnische Bräuche und machten sie zu ihren Riten. Die Göttin "Ma" wurde zur heiligen Maria, der Mutter Gottes, die die Menschen stattdessen verehren konnten. Maria, als "heilige Mutter" wurde zum Symbol der Weiblichkeit.
Die Frauen durften ihre Sexualität nur noch in der Ehe ausleben und mußten so viele Kinder wie möglich bekommen, um die Linie des Mannes zu erhalten. So wurden die Frauen zum Besitz der Männer. Die weibliche Sexualität wurde unterdrückt und als unrein bezeichnet, wodurch die Frau an den Rand der Gesellschaft gedrückt wurde.
Die Männer hatten Angst vor der weiblichen Macht und betrachteten die Frauen sehr mißtrauisch. Es hieß, daß ein Mann sich durch die bloße Berührung einer Frau verunreinigen würde, und deren bösen Charaktereigenschaften übernehmen würde.
Der Fruchtbarkeitstanz wurde nun überflüssig und zudem noch sehr unanständig. Er verlohr seine religiöse Bedeutung und wurde zu einem Unterhaltungstanz. Später machten die Menschen ihn zu einer Kunstform. Es entstanden Variationen, wie das Tanzen mit dem Stock, dem Schwert oder den Zimbeln.
Der Tanz entwickelte sich in den verschiedenen Teilen der Erde unterschiedlich weiter. In Hawaii ist er zum "Hula" geworden,der mit kurzen Baströcken zu fröhlicher Musik getanzt wird, in Afrika zum "Afro" und im Orient zum Bauchtanz.
Doch selbst "Hula", "Afro" und Bauchtanz werden in den unterschiedlichen Ländern und Regionen anders getanzt. In der Türkei hat sogar fast jedes Dorf einen anderen Tanzstil, während der ägyptische Tanz zum türkischen oder indischen auch wieder wesentliche Unterschiede aufweist. Der Bauchtanz bleibt aber nach wie vor der Tanz der Frauen, auch wenn es mittlerweile eine Reihe sehr berühmter männlicher Bauchtänzer gibt.

Der orientalische Tanz damals und heute

In Ägypten entwickelte sich der Tanz auch schließlich zu dem was wir heute kennen, er wurde zum Unterhaltungstanz und zur Kunstform. Im Mittelalter gab es Zigeunertänzerinnen, die Ghawazi, die durch den Tanz auf der Straße ihren Lebensunterhalt bestritten, aber auch den Ruf hatten sich ihr Einkommen nicht nur mit tänzerischen Dienstleistungen zu erwerben (das türkische Pendant dazu waren die Cengis).

Im Gegensatz dazu standen die Almehs, die im Tanzen, Singen und Musizieren ausgebildete Frauen, meist Sklavinnen, waren, die in den Harems ( kommt von dem arabischen Wort Haram = Tabu und bezeichnet den privaten Bereich des Hauses, in den kein Fremder eindringt und in dem auch die Frauen leben) der Reichen auftraten und so zu Wohlstand und einem gewissen Ansehen gelangten, wobei zu betonen ist, das sie trotzdem am Rande der Gesellschaft standen und als Ehefrauen indiskutabel waren. Die anerkanntesten Almeh tanzten übrigens nicht, sondern beschränkten sich aufs Musizieren und trugen meist den Schleier.

Der Raqs al Sharki, der den Bauchtanz in Reinform verkörpert, entstand erst Anfang des 20. Jhd. in Ägypten als man den vorher getanzten Baladi ( volkstümlich = Tanz des Volkes) mit Ballettelementen mischte und zum Bühnenshowtanz veränderte und auch Elemente anderer orientalischer Tanzarten hinzufügte wie z.B. die Kopfbewegungen des indischen Tanzes oder den fließenden Oberkörper des türkischen Tanzes.

Die Bezeichnung "Bauchtanz"

Raqs al Sharqi bedeutet Tanz des Ostens oder Orientalischer Tanz und wird vor allem in Ägypten so genannt, während man im übrigen Orient auch Raqs al Misr (ägyptischer Tanz) sagt. Das Wort "Bauchtanz" entstand im Westen, übernommen von dem französischen Begriff "danse du ventre", und bezieht sich vor allem auf die bauchfreien Kostüme und die Bauchbewegungen, die im korsettgeprägten Europa des frühen 20. Jahrhundert. als besonders ungewöhnlich galten. Die bauchfreien Kostüme endstanden ebenfalls erst um diese Zeit.

1920 eröffnete die Künstlerin Badia Masabni das erste Kabarett Ägyptens, in dem auch Tanz aufgeführt wurde. Hier wurde maßgeblich an der Entwicklung des Raqs al Sharki gewirkt, der Tanz wurde durch neue Arm und Schulterbewegungen ergänzt und zum ersten mal auf einer Showbühne präsentiert. In den dreißiger und vierziger Jahren traten auch die ersten Solistinnen auf und der Tanz hatte seine ersten Stars wie Naima Akef, Samia Gamal und Tahia Carioca. In den Fünfzigern wurde außerdem das staatliche Folkloreensemble Ägyptens unter Mahmoud Reda gegründet, der die ägyptische Folklore zu bühnenreifen Shows entwickelte. Natürlich hat auch jedes andere orientalische Land seine Folklore und auch der Bauchtanz wird außer in Ägypten vor allem noch im Libanon und der Türkei getanzt, wobei auch hier jedes Land seinen eigenen Stil entwickelte. Bis heute entwickelt der Orientalische Tanz sich immer weiter und wird auch in den U.S.A. und Europa praktiziert, die Zahl der Tänzerinnen wird immer größer.

Die wichtigsten Gaben einer Tänzerin sind neben der Technik ihr Rhythmusgefühl und das Verständnis für die orientalische Musik. Außerdem ist ein gewisses Grundwissen über die arabische Kultur hilfreich.

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